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Was ist tiefenpsychologische Transaktionsanalyse?

Die tiefenpsychologische Transaktionsanalyse betrachtet das kommunikative Austauschgeschehen zwischen Menschen als Organisationprinzip für ihr Erleben und Handeln im Hier und Jetzt. Beziehungserfahrungen werden in der Psyche gespeichert, so dass sie in zukünftigen Situationen mehr oder weniger bewusst abgerufen werden können. Die transaktionsanalytische Praxis entwickelt aus dieser Grundannahme verschiedene therapeutische Methoden, die eine Autonomie des subjektiven Erlebens ermöglichen und dadurch Handlungsspielräume eröffnen.

Eric Berne in den 1950er Jahren

Eric Berne in den 1950er Jahren

Die Tiefenpsychologische Transaktionsanalyse (TA) wurde vom kanadisch-amerikanischen Psychiater Eric Berne in den 1950-er Jahren auf dem Hintergrund der Psychoanalyse und der Sozialpsychiatrie entwickelt. Sie integriert psycho-dynamische und phänomenologische Aspekte des Erlebens und Handelns. Berne stützte sich für die Fundamente der TA vor allem auf anthropologische, kybernetische und informationstheoretische Erkenntnisse.  Seine Interaktions- und Persönlichkeitstheorie wird dem Behandlungsansatz der TA zu Grunde gelegt. Auf ihrem Hintergrund wurde eine Fülle von Methoden und Techniken mit spezifisch therapeutischen Wirkungen für Psychosen, Neurosen, Persönlichkeitsstörungen, Suchterkrankungen u. a. m. entwickelt.

Die Transaktionsanalyse sieht die menschliche Subjektivität in eine Ganzheit höherer Ordnung eingebettet, beispielsweise in das Beziehungsgefüge einer Familie. Die Beziehung zwischen zwei Menschen ist die kleinste psychosoziale Ganzheit. Subjektivität und Individualität entwickeln sich daher für die TA ausgehend von der Beziehung zum DU.

Das transaktionale Austauschgeschehen, also die bewusste und unbewusste, verbale und nonverbale Kommunikation zwischen den Menschen und ihrer Umwelt, bestimmen das Erleben und Handeln im Hier und Jetzt. Beziehungserfahrungen werden in der Psyche gespeichert, sodass sie in zukünftigen Situationen erneut abgerufen werden können. Die transaktionsanalytische Praxis entwickelt aus dieser Grundannahme verschiedene zentrale Methoden und Konzepte.

  • Die Beziehungsanalyse beschäftigt sich damit, was, wie und warum Menschen „etwas“ miteinander austauschen. Auf welche Weise kommunizieren sie verbal miteinander und wie gestalten sie ihre Beziehungen dadurch?
  • Die Skriptanalyse zeichnet die individuelle lebensgeschichtliche Entwicklung des Menschen –seinen Lebensplan– nach und lässt verstehen, warum Menschen sich so und nicht anders erleben und verhalten. Das Skript als Umriss des Selbst- und Weltbildes lässt Leitlinien der zukünftigen Lebensgestaltung erkennen und eröffnet dadurch Möglichkeiten der Veränderung.
  • Die Dynamik und Struktur der Persönlichkeit lässt verstehen, warum Menschen so und nicht anders denken, fühlen und handeln. Beziehungserfahrungen hinterlassen seelische „Abdrücke“ im Ich-System. Sie entfalten sich im transaktionalen Geschehen entweder als der Realität angemessene Erwachsenen- oder aber als pathologische Kind- bzw. Eltern-Ich-Zustände.

Die drei Kreise in unserem Logo stellen dieses berühmte Theoriemodell der TA dar. Sie sind Symbole für die Ich-Zustände. Wenn wir abgespeichertes Erleben von früher neu aktivieren, wird dieser Zustand Kindheits-Ich genannt. Der Erwachsenen-Ich-Zustand definiert ein autonomes Erleben der eigenen Subjektivität im Hier und Jetzt. Wenn wir bemerken, dass unser Denken, Fühlen und Verhalten von anderen übernommen wurde, ist dies ein Eltern-Ich-Zustand.

Das Theoriemodell der TA

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Das Ich-System in Verbindung mit dem erweiterten Baumstammmodell (F. English) von Ingo Rath (2013), das sich als Ich-Zustände (Erwachsenen-Ich, Eltern-Ich, Kind-Ich-Zustände) im transaktionalen Austausch, dem Beziehungsgeschehen zeigt.

Die leitende Wertvorstellung der Transaktionsanalyse ist der „autonome Mensch“. Dieser ist in der Lage, durch Schaffung von Alternativen seinen Handlungsspielraum zu erweitern und bewusst, spontan und kreativ zu leben. Er kann sich in vertrauensvoller Begegnung auf seine Umwelt einlassen und in Eigeninitiative Selbst-,  Sozial- und Handlungskompetenz entwickeln.